Ich gehe sehr oft alleine in Cafés und sitze dort und genieße einen Cappuccino und ein Stück Kuchen und schreibe an meinen Texten. Manchmal gehe ich auch alleine etwas Essen, entweder weil ich keine Lust zu kochen habe, oder weil ich grade unterwegs bin und Hunger habe und sonst niemand Zeit hat, mitzukommen.
So saß ich also neulich in einem Restaurant in Stuttgart und wurde, weil es keinen anderen Platz mehr gab, an einen Tisch gesetzt mit einer gemischten Gruppe Menschen in ungefähr meinem Alter. Damit hatte ich überhaupt kein Problem. Ich wollte nur gemütlich etwas essen und danach nach Hause.
Nach einer Weile fragte mich ein Typ aus der Gruppe, „wie man denn dazu komme, alleine Essen zu gehen“. Ich war sehr verwundert und verstand die Frage gar nicht richtig.
Verdutzt sagte ich: „Ich hatte Hunger und war gerade in der Nähe. Also esse ich jetzt gerade hier. Oder was meinst du?“ Er nickte aber ich merkte an seiner Mimik, dass er das äußerst seltsam fand. Ich weiß nicht, wer von uns beiden über den anderen verdutzter war.
Im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass es für viele Menschen nicht selbstverständlich ist, mit sich selbst etwas unternehmen zu können. Sie haben vielleicht Angst, dass die Leute denken könnten, sie hätten keine Freunde oder seien sonst irgendwie komisch drauf.
Ich persönlich habe jedoch noch bei niemandem, den ich irgendwo alleine in einem Restaurant oder Kino gesehen habe, gedacht: „Oh, der hat bestimmt keine Freunde und ist total einsam und verzweifelt.“ Sondern eher „Aha, da sitzt jemand, der Zeit mit sich selbst genießt und niemand anderen braucht, um es sich gut gehen zu lassen. Super.“
Wenn man es nicht gewohnt ist, sich selbst zu „daten“, mag es sich am Anfang vielleicht etwas komisch anfühlen, aber es liegt eine unheimliche Freiheit darin, Dinge alleine zu unternehmen.
Ich glaube, darin liegt auch eine wichtige Botschaft an das eigene Unterbewusstsein: ich bin mir selbst gut genug.
„Ich bin aber nicht selbstbewusst genug, um alleine Dinge zu unternehmen“ höre ich jetzt einige von euch sagen. Aber ich verrate dir was: du unternimmst nicht Dinge alleine, weil du so selbstbewusst bist, sondern du WIRST selbstbewusst, WEIL du Dinge alleine unternimmst.
Wie wäre es also, wenn du mal alleine ins Kino gehst? Eine Ausstellung besuchst? Alleine verreist? Dir selbst Blumen schenkst? Alleine spazieren gehst? Alleine ein Eis essen gehst? Alleine ins Schwimmbad gehst? Alleine in dein Lieblingsrestaurant gehst? Alleine einen Ausflug machst?
Und für die ganz Krassen: alleine in den Urlaub fliegst?
Falls das alles neu für dich ist, kann ich dir nur ans Herz legen, es einfach mal zu versuchen und dich mal ganz bewusst dabei zu beobachten. Wie fühlst du dich, was für Gedanken gehen dir dabei durch den Kopf? Sieh es als eine Art Experiment, dich selbst noch besser kennenzulernen.
In einem gewissen Maß sollte man in der Lage sein, sich selbst das zu geben, was man sich von anderen wünscht und auch Dinge unabhängig von anderen zu unternehmen.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, immer wieder Dinge mit sich selbst zu unternehmen und sich gut dabei zu fühlen. Je mehr Zufriedenheit und Erfüllung du darin findest, allein zu sein, umso unabhängiger und freier wirst du in deinem Leben. Mit sich selbst eine gute Zeit zu haben macht unheimlich zufrieden und selbstbewusst.
Die Fähigkeit, mit sich allein zu sein, ist die Basis dafür, mit anderen Menschen zu sein.
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